Nabucco von Giuseppe Verdi (1842)

Musikalische Leitung: Samuel Hogarth
Inszenierung: Marcos Darbyshire
Bühne: Martin Hickmann
Kostüme: Annemarie Bulla
Licht: Stefan Bauer
Dramaturgie: Sonja Westerbeck

Nabucco: Brett Carter
Ismaele: Vincenzo Costanzo
Zaccaria: Derrick Ballard / Simón Orfila 01.04 / Jisang Ryu 16.04.
Abigaille: Marta Torbidoni / Milla Mihova 13.05, 29.05., 19.06.
Fenena: Aya Wakizono
Gran Sacerdote di Belo: Stephan Bootz
Abdallo: Myungin Lee
Anna: Maren Schwier 13.05. / Julietta Aleksanyan 29.05., 19.06.

Chor und Extrachor des Staatstheater Mainz
Philharmonisches Staatsorchester Mainz

Nabucco, der König der Babylonier, überfällt die Hebräer und zerstört ihre Tempel. Seine Tochter Fenena ist zum feindlichen Lager übergelaufen. Ihre Liebe zum Sklaven Ismaele ist ihrer Halbschwester Abigaille ein Dorn im Auge. Kriegerisch stellt diese sich nicht nur gegen Fenena, sondern gegen das unterworfene jüdische Volk.

Doch dann findet Abigaille ein Schriftstück, das preisgibt, dass sie die Tochter einer Sklavin ist und somit niemals Anrecht auf die Krone haben wird. Nur eine Intrige und der geistige Verfall des machtbesessenen Vaters Nabucco ebnen ihr den Weg zum Königsthron …

Ein von Neid und Machthunger zerfressenes Familienporträt steht symptomatisch für ein Herrschersystem, das den Drang nach Freiheit, Identität und Glauben unterdrückt. Die Hybris eines einzelnen Despoten – Nabucco – liefert politischen Schwelbränden Zunder. Verdi entfaltet in diesem Frühwerk mit enormer Wucht seinen musikdramatischen Instinkt für die theatrale Wirksamkeit des alttestamentarischen Stoffes. Effektvolle große Chorszenen stehen ausbalanciert neben den herausfordernden solistischen Partien. Dass der berühmte Gefangenenchor der Juden – „Va, pensiero“ – bereits kurz nach seiner Premiere als Gassenhauer auf Italiens Straßen gepfiffen wurde, bleibt zwar Legende, dennoch ist es wohl bis heute das berühmteste Stück der Oper.


Der gebürtige Argentinier Marcos Darbyshire gibt mit dieser Premiere sein Regiedebüt am Staatstheater Mainz. Sein Blick nimmt dabei das Libretto nah am Text unter die Lupe und stellt die Fragen nach heutigen Werten in tyrannischen Herrschaftssystemen, die nur durch Unterdrückung aufrechterhalten werden. Er erweitert die ursprüngliche Perspektive des Stücks, nämlich dass sich zwei Völker feindlich gegenüberstehen, um einen universelleren Gedanken: Gut gegen Böse, Zaccharia gegen Nabucco, Babylonier gegen Hebräer – so einfach ist es nicht. Geknüpft an heute relevante Fragen stellt die Inszenierung Werte auf den Prüfstand. In welchem gesellschaftlichen System können Tyrannei, Machtmissbrauch und fatalistischer Glaube derart erblühen? Welche Triebe leiten zweifelhafte Machthaber, welche Opferbereitschaft entsteht in einer durch Angst geprägten Gemeinschaft? Welchen perfiden Mechanismen der Macht folgen Menschen, die blind vor Verklärung sind?