Großes Haus, Staatstheater Mainz
Fr 15.04.2022 19:30 Uhr
Mi 8.06.2022 19:30 Uhr
So 12.06.2022 18:00 Uhr
So 26.06.2022 18:00 Uhr
Musiktheater nach der Edda-Dichtung mit Zwischentexten von Hannah Dübgen
- In einer Fassung von Elisabeth Stöppler -
Gräueltaten, Rache und Mord – das sind die blutgetränkten Koordinaten, zwischen denen sich Gudruns Leben bewegt. Doch nicht sie selbst ist der Motor, der die Spirale aus Tat und Vergeltung in Gang setzt. Vielmehr ist es ein tief in ihrer Familie verankertes Streben nach Macht, das mit Gewalt durchgesetzt wird. Diese immerwährende Struktur durchdringt auch Gudruns Leben und so pflastern viele Leichen ihren Weg, ohne dass sie Schuld daran trägt: die ihres Geliebten Sigurd, der von Gudruns Brüdern ermordet wird, die von Brynhild, der ersten Frau Sigurds, die aus Schmach über das Verlassenwerden seine Ermordung anstachelt und sich danach selbst umbringt, und die ihrer Brüder Gunnar und Högni, die von ihrem neuen Gatten, dem Bruder Brynhilds, als Vergeltung für den Tod der Schwester getötet werden. Ein Konglomerat an Gräueln, das Gudrun schlussendlich selbst zur Täterin werden lässt.
In seinem Werk Gudruns Lied entfesselt der isländische Komponist Haukur Tómasson die wohl bekannteste Heldensage der Kulturgeschichte: die Nibelungensage. Seine Komposition basiert auf Texten der altisländischen Edda-Dichtung und beleuchtet schlaglichtartig die Lebensstationen der Protagonistin sowie der mit ihr verbundenen Figuren, die sich zu einem gordischen Knoten verwirren und schließlich in der Katastrophe kulminieren. Verbunden werden diese einzelnen Stationen mit eigens für die Mainzer Inszenierung verfassten Zwischentexten der Autorin Hannah Dübgen.
Das Werk brachte Tómasson den renommierten Nordic Council Music Prize ein. Musikalisch eröffnet der Komponist klangliche Weiten, die die Seelenwelten der Figuren beleuchten und mit all ihren schroffen Abgründen und Gegensätzen ausloten.
Nach der Uraufführung 1996 in Kopenhagen wird Gudruns Lied nun erstmals in Deutschland zu erleben sein. Die Deutsche Erstaufführung liegt in den Händen der Hausregisseurin Elisabeth Stöppler. Nachdem sie den Faust-Preis für ihre Inszenierung von Richard Wagners Götterdämmerung am Theater Chemnitz gewonnen hat, widmet sie sich nun erneut dem wohl berühmtesten Sagenstoff der Welt.